Liza&Kay (D)

04.01.2018
Liza&Kay (D)

Was kommt da eigentlich bei ’raus, hat Liza sich schon oft gefragt, wenn wir einfach machen, was wir wollen? Sie zögert kurz, „Leute haben uns gesagt, es habe alles so eine gewisse Leichtigkeit und dass sie sich besser fühlten, nachdem sie unsere Songs gehört haben.“ Irgendwann sei ihnen, sei also ihr und ihrem Partner Kay, dann der Heißluftballon in den Sinn gekommen. „Man wirft Ballast ab, steigt in die Höhe und guckt sich alles mal in Ruhe von oben, aus einer anderen Perspektive an, man macht sich auf den Weg und lässt sich neuen Wind um die Nase blasen.“ Und nun ist besagter Ballon also sinnbildlich zum Leitmotiv für das Album „Mit der Aussicht Einsicht“ des Hamburger Duos geworden.

Die gemeinsame Reise von Liza Ohm und Kay Petersen begann vor acht Jahren, damals noch nicht durch die Lüfte. Sie besuchten die Hamburg School of Music, „zwecks einer Ausbildung“, wie Liza mit leichtem Grinsen sagt, „zum ’professionellen Musiker im Bereich Pop/Rock/Jazz’.“ Hört sich an, als sei eine spätere Verbeamtung nicht ausgeschlossen. Kay als Bassist, sie als Sängerin. „Wir haben uns schnell angefreundet und festgestellt“, so Liza, „dass wir auch als Songwriter gut zusammen funktionieren. Bis es zum gemeinsamen Projekt kam, hat es noch ein paar Jahre gedauert, zumal Kay damals in mehreren Bands gespielt hat.“ Zum Beispiel gut sechs Jahre lang bei Rantanplan, „ich war fast jedes Wochenende unterwegs, da konnte ich mir eine zweite Band eigentlich gar nicht erlauben.“ Und diese Punk-Attitüde, „dieses immer nur schnell, immer nur laut hat mir auch echt Spaß gemacht.“ Erst nachdem er Liza kennengelernt hatte, habe sich das geändert. „Auf einmal bekam ich einen Bezug zu emotionaler leiser Musik, bei der es um jeden Ton geht und nicht nur um die Energie, obwohl das auch nach wie vor toll für mich ist. Liza hat mir quasi gezeigt, dass es auch diese andere Seite gibt, und ich habe mich gleich verliebt.“ In die andere Seite wohl bemerkt, denn ein Paar sind Liza & Kay bis heute ebenso wenig wie Geschwister, auch wenn beides oft vermutet wird. „Wir sind einfach nur die besten Freunde. 28 Jahre alt“, sagt Liza und grinst sehr juvenil, „tja, der Jugendbonus ist weg.“

Dass der aber gar nicht mit dem Ende der Kindergeldzahlung einfach mal so verschwindet, lässt sich nun auf „Mit der Aussicht Einsicht“ leicht nachhören. Die meisten ihrer Songs klingen irgendwie so ähnlich wie ein Sonnenaufgang aussieht oder eine bunte Frühlingswiese duftet. Eine sehr luftige und deshalb trotzdem niemals leichtgewichtige Art von Folkpop in deutscher Sprache, auch so ein Genre, an das zu denken sich vor zwei Jahrzehnten noch keiner getraut hätte. So lässig und unbeschwert wie Liza & Kay hat sich hierzulande vielleicht aber auch noch niemand dieser Musik genähert. „Wir haben einfach drauflos geschrieben“, sagt Kay. „Ich habe ja Bass gespielt, Gitarre konnte ich gar nicht richtig, singen ebenso wenig, eigentlich konnte ich nur brüllen. Aber dann dachte ich, nur mein Bass und Lizas Gesang ist es auch nicht, also habe ich Gitarre geübt.“ Und Singen. Auch Liza erinnert sich an unbeschwerliche Stilsuchen, „wir hatten so ein bisschen Tegan & Sara im Hinterkopf, es ging dann aber doch in eine andere Richtung. Wir sind Helden fanden wir auch cool, wollten sie aber nicht kopieren.“ Langsam seien noch mehr Musiker und ihre Instrumente dazu gekommen, „alles hat sich sehr organisch entwickelt. Wenn die Bühne groß genug ist, dann treten wir nicht mehr nur als Duo auf. Alles Zufälle.“


Mittlerweile gibt es schon eine treue Fangemeinde, leicht ablesbar schon daran, dass Liza & Kay ihr zweites Album übers Crowdfunding finanziert haben und auf ihrem frisch gegründeten, eigenen Label „Kühlschrank Records“ veröffentlichen konnten. Eine feste Zielgruppe haben beide nicht im Auge, „auch wenn ich glaube“, so Kay, „recht viele Leute ab 30 und besonders solche, die Kinder haben, im Publikum zu entdecken, weil denen unsere Musik auch gefällt.“ Dabei sind die Texte von Liza & Kay keinesfalls banal. „Wir hängen gern unseren Gedanken nach und formen diese in Texte und Musik um, in etwas Neues, Schönes, das eben nicht mehr so weh tut oder lähmt. Sondern Leichtigkeit und Mut verleiht.“ Die wunderbar unspektakulär produzierten Lieder von Reisen zum äußersten Tellerrand bis zur leicht countryesken Hymne an den Ohrwurm, beweisen Haltung, sie beziehen Stellung und sind eher für Zuhörer im Wortsinn und nicht für Gelegenheits-Konsumenten gemacht, „Aber wir bellen und beißen nicht. Uns liegt auch nichts an demonstrativer Coolness. Gleichzeitig verstecken wir uns nicht hinter irgendetwas.“ Ein herrliches Rezept, unbedingt zum Nachkochen zu empfehlen! Passt zum Rotwein auf dem Sofa, zu langen Reisen im Auto und sogar in die Küche, sofern man dort keine Fertiggerichte in der Mikrowelle aufwärmt.
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