Someday Jacob

19.11.2022
Someday Jacob

70s-Songwriting meets Americana: Die Bremer/Hamburger Band Someday Jacob sorgt spätestens seit dem 2015 erschienen Album »It Might Take A While« für Aufsehen. Das Quartett um Sänger und Gitarrist Jörn Schlüter verbindet mit seinem Songwriter-Folk das goldene Leuchten Kaliforniens mit der kargen Romantik Norddeutschlands. Das neue Werk, »Oxygen Will Flow«, entstand in Bremen und an verschiedenen Orten im UK. Impressionistische Instrumentals, Flöten, Saxophone – der Sound von Someday Jacob ist amorpher, impressionistischer und organischer geworden, das sanfte 70s-Flair jetzt noch ein bisschen betonter.

»Oxygen Will Flow« entstand in Zusammenarbeit mit Simon »Barny« Barnicott (Arctic Monkeys, Stereophonics, Temper Trap, Half Moon Run, Sam Mendes).

Wer in ein Flugzeug steigt, bekommt vor dem Abflug Sicherheitshinweise. Was passiert in diesem und jenem unwahrscheinlichen Fall, wie soll man sich verhalten. Es ist dann auch die Rede von Atemmasken, die aus der Decke fallen, wenn etwas mit dem Luftdruck nicht stimmt. Eine Atemmaske besteht aus drei Teilen: Schlauch, Mundstück und Luftsack. In dem Zusammenhang kommt dieser Satz, um Panik zu vermeiden: »Bear in mind that even if the airbag does not inflate, oxygen will flow.«

Oxygen will flow. Das ist der Titel unseres vierten Albums, weil das Bild gut passt: Wenn es ganz schlecht steht, ist Hilfe da – auch, wenn man es nicht merkt. Das beschreibt ganz gut, was ich in den Songs zu formulieren versuche. Es geht um chronische Traurigkeit, Angstzustände, Dissoziation und das unschöne Erlebnis, irgendwie nicht Teil der Realität zu sein. Gleichzeitig geht es um Stille, innere Arbeit und die Erfahrung, dass eins immer da ist: der eigene Atem, die stabile Säule, die immer steht. Grob vereinfacht gesagt, geht es um das Verhältnis von Depression und Meditation.
Ich habe lange empfunden, dass die Aufgabe ist, dunkle Zeiten möglichst effektiv zu bekämpfen, in dem man sie wegdenkt, wegmedikamentiert oder betäubt. Ich würde jetzt sagen, ich möchte nach Möglichkeit lieber die Einladung erkennen, die in ihnen liegt – etwas zu lernen und etwas zu integrieren. Meine Erfahrung ist, dass ich bei dem Versuch, Krisenzeiten mit aller Macht zu bekämpfen, nur immer weiter in die nach unten führende Spirale rutsche. Es ist ein bisschen wie im Treibsand versinken – die beste Chance, die man hat, ist stillhalten und die Arme ausbreiten. Es ist schwierig, darüber zu schreiben, ohne psychokitschig zu klingen, aber so ist es eben.

Ein paar Momente, die mich glücklich machen. Der Mittelteil von »Gone«, wenn links und rechts die Flöte und die Klarinette den Raum weit machen. Der Text von »Tailored Burden« – er ist gewissermaßen die Zusammenfassung dessen, um das es auf dem Album geht. Das Saxophon bei »Charme of Men (Reprise)« – ich wollte unser Instrumentarium etwas erweitern und habe mich an meinen lieben Freund Dino Soldo (Leonard Cohen, Lionel Richie) gewandt. Er spielt alle Flöten, Saxophone, Klarinetten, Oboen und Trompeten auf dem Album. Die Streicher bei »Bitter Winds« – ich habe wie immer Johnny Parry aus Bedford, UK um ein Arrangement gebeten und es mit Richard Neuberg in Oxford aufgenommen.
Zwei Instrumentals auf dem Album sind nach Orten in Cornwall, Südengland benannt: »Trelissick Garden« ist ein altes britisches Manor House mit einem subtropischen Garten, den man dort nicht erwarten würde. »Lusty Glaze« ist eine Strandbucht, die der Atlantik mit nasser Zunge über Jahrtausende steil in die Küste geleckt hat. Beide Orte kommen mir sonderbar verwunschen vor. Die Akustikgitarren für diese Songs habe ich mit meinem Smartphone aufgenommen. Man kauft sich teures Studio-Equipment und dann sowas.

Das meint die Presse zu den bisherigen Alben:
»Selten hat man aus deutschen Landen eine Platte gehört, die die sommerlichen Harmonien des US-amerikanischen Westcoast-Pops der 70er Jahre so perfekt nachempfindet, ohne nach biederer Heldenverehrung zu klingen.« DPA
»Sowas muss man sich erstmal trauen als Band aus der regenreichen norddeutschen Tiefebene. Lieber wie »Slow Down«, »Your Medicine« oder »Better Than This« von Someday Jacob sind purer Westcoast-Romantizismus, mit allem Drum und Dran« STERN

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